Kurz spricht von "barbarischem Verbrechen" 13-Jährige in Wien getötet: Verdächtiger versucht sich bei Verhör rauszureden

Samstag, 03.07.2021, 22:22

In Wien wurde ein 13-jähriges Mädchen mutmaßlich von zwei afghanischen Männern unter Drogen gesetzt, vergewaltigt und schließlich getötet. Die in Österreich regierenden Konservativen bringen nun verschärfte Abschieberegelungen ins Spiel. Kanzler Kurz spricht von einem "barbarischen Verbrechen". dpa Tod einer 13-Jährigen: Dritter Verdächtiger in Wien gefasst

Nach der gewaltsamen Tötung eines 13-jährigen Mädchens in Wien wird immer mehr über die Tatverdächtigen bekannt. Die Ermittler haben einen dritten Mann gefasst, der an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein soll. "Oe24" berichtete, dass der 23-jährige Mann der Mitbewohner des 18-jährigen Tatverdächtigen sein und wie die beiden bereits festgenommenen Männer (16 und 18) aus Afghanistan stammen soll.

Ihnen wird vorgeworfen, das Mädchen zunächst in der Wohnung des 18-Jährigen mehrfach vergewaltigt und anschließend getötet zu haben. Mit einem europäischen Haftbefehl fahndet die Polizei derzeit nach einem vierten Verdächtigen. Laut "heute.at" soll es sich um einen 22-jährigen Afghanen handeln. Die Wohnung soll nach Informationen von "oe24.at" eine Gemeindewohnung sein, die ihm das Jugendamt organisiert hat. Das Amt soll auch bei der Finanzierung geholfen haben.

Mehrfach vorbestrafte Clique - ein Verdächtiger soll mit Opfer liiert gewesen sein

Der 18-jährige mutmaßliche Haupttäter ist wegen Drogendelikten, Diebstahl und Körperverletzung bereits vorbestraft. Deshalb wurde ihm sein Status als subsidiär Schutzberechtigter aberkannt, wogegen er jedoch Rechtsmittel einlegte. Der Afghane sei seit 2015 "intensiv" betreut worden, zitiert "Oe24" die "Magistratsabteilung 11 - Amt für Jugend und Familie".

Immer wieder wurde er von Sozialarbeitern kontaktiert und besucht, die ihm Freizeitaktivitäten anboten. Laut "Oe24" wurde der er dennoch dreimal straffällig und verurteilt. Seine Ausbildung als Koch brach er ab.

16-jähriger Tatverdächtiger behauptet, mit K.o.-Tropfen betäubt worden zu sein

Der 16-jährige Tatverdächtige ist Asylbewerber und offenbar erst seit April in Österreich. Im Gegensatz zu dem mutmaßlichen Haupttäter liegen gegen ihn keine Vorstrafen vor. Laut "OE24.at" soll es sich bei ihm um den Partner der Getöteten handeln. Wie das Portal weiter berichtet, soll er bereits vor dem Ermittlungsrichter ausgesagt haben. Er selbst habe mit dem Verbrechen nichts zu tun, so der 16-Jährige. Er sei mit K.o.-Tropfen betäubt worden, sagt er. Er sei erst wieder zu Sinnen gekommen, als Leonie schon verschwunden gewesen sein.

Der 16-Jährige sagt gegenüber "OE24.at": "Leonie war meine Freundin, wir waren seit vier Wochen zusammen. Wir hatten Zukunftspläne, ich hätte ihr nie etwas angetan." Diese Darstellung deckt sich allerdings nicht mit den Aussagen des Anwalts der Eltern von Leonie. Dieser hatte gegenüber der Zeitung "Österreicht" erklärt, der 16-Jährige und das Mädchen hätten keine nähere Beziehung gehabt.

Der zuletzt festgenommene 23-Jährige ist ebenfalls vorbestraft - laut "OE24.at" wegen "Körperverletzung und geschlechtlicher Nötigung". Nach einem halben Jahr im Gefängnis sei er im Mai 2020 jedoch wieder freigekommen. Aktuell werde gegen ihn wegen illegalen Waffenbesitzes ermittelt, so die österreichische Tageszeitung.

Auch der noch flüchtige 22-Jährige ist der Polizei bereits bekannt. Demnach soll es sich bei ihm um einen dreimal verurteilten Dealer handeln. Zuletzt habe er im Februar 2020 wegen räuberischen Diebstahls gemeinsam mit dem mutmaßlichen 18-jährigen Haupttäter vor Gericht gestanden. Wie "OE24.at" berichtet, wurde er jedoch freigesprochen, sein Freund bekam zehn Monate Haft.

13-Jährige in Wien getötet: Tatverdächtige prahlten mit "eskalierter Sex-Nacht"

Während der 16-jährige Tatverdächtige die Schuld von sich weist, bestreitet auch der Ältere die Vorwürfe. Währenddessen kommen immer mehr Informationen über die Festnahme der beiden ans Licht. Einer der Täter soll vor einem Bekannten mit einer "eskalierten Sex-Nacht" angegeben haben.

Dabei soll laut "OE24.at" seine Erzählung so plastisch und grausam gewesen sein, dass er die Polizei gerufen habe. Bei seiner Festnahme in der Nähe einer Skate-Anlage soll der 18-jährige Tatverdächtige seelenruhig eine Pizza gegessen haben.

"Einen Abschiebestopp nach Afghanistan wird es nicht geben", sagt Kanzler Kurz

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte am Dienstag vor Pressevertretern, er sei "zutiefst schockiert und betroffen von der grausamen Tat, die hier in Wien stattgefunden hat." Dieses Verbrechen mache ihn "extrem wütend". Er werde alles dafür tun, dass die Täter hart bestraft werden, so der Kanzler weiter.

Hans Punz/APA/dpa
Sebastian Kurz, Bundeskanzler von Österreich, spricht am Dienstag bei einer Pressekonferenz

Kurz: "Ich halte es für untragbar, dass Menschen zu uns kommen, Schutz suchen und solche grausamen, barbarischen Verbrechen begehen." Außerdem sprach sich der konservative Kanzler gegen ein Überdenken von Abschiebungen in das Krisenland Afghanistan aus, das die mitregierenden Grünen gefordert hatten. "Einen Abschiebestopp nach Afghanistan wird es mit mir nicht geben", so Kurz.

Ähnlich positionierte sich Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). Demnach hätten Menschen, die "unsere Werte mit Füßen treten", nichts in Österreich verloren. Nach diesem "barbarischen Mord" werde man über Änderungen bei Abschiebungen nachdenken. Auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sprach sich vor dem Hintergrund dieser Tat für konsequente Abschiebungen von Straftätern aus.

13-Jährige wurde unter Drogen gesetzt

Nach ersten Ermittlungen ist die 13-Jährige freiwillig in die Wohnung des 18-jährigen Tatverdächtigen mitgegangen. Was sich danach abspielte, ist im Detail noch unklar. Klar ist aber, dass die 13-Jährige vor ihrem gewaltsamen Tod unter Drogen gesetzt wurde. Laut der Polizei sei Ecstasy im Spiel gewesen, um sie gefügig zu machen.

Gerichtsmediziner stellten den Tod durch Ersticken und viele Blutergüsse fest. Die Leiche des Mädchens wurde am Samstag auf einem Grünstreifen in einer Wohngegend entdeckt.


Quelle: focus.de vom 03.07.2021